19.06.2015 16:45 Alter: 9 yrs

COMPUTERWELT-Interview mit der PROGRAMMIERFABRIK

Im Gespräch mit der COMPUTERWELT blicken die Geschäftsführer der PROGRAMMIERFABRIK Wilfried Seyruck und Wilhelm Weidinger auf die Erfolge der letzten 2 Jahre zurück und analysieren die aktuellen Rahmenbedingungen sowie die zukünftigen Herausforderungen.


COMPUTERWELT IT Land OÖ 2015

COMPUTERWELT IT Land OÖ 2015

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Oberösterreich?
In der Wissensgesellschaft, zu der wir uns entwickelt haben, steckt das Gold in den Köpfen der MitarbeiterInnen. Die hohe Qualität der oberösterreichischen IKT-Fachkräfte ist daher eine wesentliche Stärke unseres IKT-Standortes. Dies verdanken wir den zahlreichen und vielfältigen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen im IKT-Bereich, die im überregionalen Vergleich eine hohe Qualität in Lehre und Forschung bieten. 
Da es bei uns viele potente und anspruchsvolle Unternehmen gibt, die ihre Wettbewerbsfähigkeit durch leistungsfähige IT-Lösungen weiter steigern wollen, ist das Marktpotential für IKT-Anwendungen vergleichsweise hoch. Dadurch gibt es hier besonders viele IT-Unternehmen.
Wegen der guten Rahmenbedingungen entwickeln sich die heimischen IT-Firmen besonders gut. Daher haben wir weit mehr echte Mittelstandunter­nehmen als in anderen Bundesländern. Viele davon entwickeln sehr erfolgreich eigenständige Software-Lösungen für viele verschiedene Bereiche.
Die gedeihliche Weiterentwicklung unserer IT-Unternehmen wird durch den IT-Cluster weiter unterstützt. Wegen des attraktiven Förderangebots für innovative IKT-Unternehmen wird Oberösterreich aber auch weiterhin ein Nährboden für erfolgreiche Unternehmensgründungen bleiben.

Wo gibt es Aufholbedarf?
Wir haben in Oberösterreich zwar sehr gute IT-Fachkräfte, aber leider nicht genug. Nachdem in den nächsten Jahren viele IT-Experten in Pension gehen werden, wird sich das Problem noch weiter verschärfen, was Auswirkungen auf die Attraktivität des Standorts haben wird. In der Wissensgesellschaft siedeln sich Firmen nun mal an, wo es ausreichend Human Ressourcen gibt. Hauptursache für diesen Mangel ist sicher das fehlende Bewusstsein dafür, dass IT ein Wohlstandsmotor ist.
Aufholbedarf gibt es aber auch was die flächendeckende Versorgung mit Glasfaseranschlüssen betrifft. Im 21. Jahrhundert sollte ein Glasfaseranschluss in jedem Haus so selbstverständlich wie ein Strom-, Wasser- oder ein Kanalanschluss sein. Viele Länder sind diesbezüglich mittlerweile weit vor uns, obwohl auch bei uns frühzeitig erkannt wurde, wie wichtig der Ausbau des Glas­fasernetzes ist. Für die besonders teuren letzten Meilen zu den Häusern fehlen aber die Mittel.

Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was haben Sie für Erwartungen für 2015?
2014 konnte die PROGRAMMIERFABRIK ihren Umsatz auf 13,6 Mio Euro steigern. Das ist ein Plus von 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ermöglicht wurde dieses überdurchschnittliche Wachstum durch Großprojekte wichtiger Kunden, die uns seit vielen Jahren schon ihr Vertrauen schenken. Trotz der unbefriedigenden konjunkturellen Situation werden wir 2015 den Rekordumsatz des Vorjahrs wieder erreichen oder sogar etwas steigern.

Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Oberösterreich und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Trotz schwacher Konjunktur ist der Mangel an gut ausgebildeten IT-Fachkräften ein massives Problem. Da die Wettbewerbsfähigkeit von immer mehr Betrieben stark von der Leistungsfähigkeit Ihrer IKT-Systeme abhängig ist und Produktivitätssteigerungen nur mit entsprechender IT-Unterstützung möglich sind, wird der Bedarf an IT-Fachkräften noch weiter steigen. Insbesondere wenn die Konjunktur endlich wieder anspringt. In Oberösterreich wird die Situation noch durch einige erfolgreiche IT-Unternehmen verschärft, die rasch entwickeln müssen, um Marktanteile zu gewinnen. Diese Unternehmen tun natürlich alles, um den erforderlichen Bedarf an IT-Fachkräften im Inland zu decken. Dieser Kampf um Talente macht es zunehmend schwierig, in angemessener Zeit entsprechend qualifizierte IT-Fachkräfte zu rekrutieren. Immer wieder müssen wir deswegen sogar Aufträge ablehnen. Der Mangel an IT-Fachkräften wird damit immer mehr auch zu einer echten Konjunktur- und Wachstumsbremse.

Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Bereits seit geraumer Zeit ist die Nachfrage nach unserer neuen Version der Pathologie-Software „PAS Xanthos“ stark gestiegen. Wir erwarten in den nächsten Monaten ein Anhalten dieses Trends. Die große Zufriedenheit unserer Kunden mit der Vorgängerversion war bisher dafür verantwortlich, dass die Umstellungen nur langsam in Angriff genommen wurden. Mittlerweile hat sich die neue Version gut etabliert und erfreut sich großen Zuspruchs.

Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Auch in den letzten zwölf Monaten war das Projekt K5 – Kommunalmanagement der neuen Generation unser Vorzeigeprojekt. Obwohl bereits mehr als 430 Gemeinden in ganz Österreich K5 produktiv im Einsatz haben, läuft die Weiterentwicklung auf Hochtouren. Dieses Projekt wird mit dem agilen Vorgehensmodell SCRUM entwickelt. Mittlerweile befinden wir uns bereits im 78. Sprint. Alle Projekt­beteiligten (Aufraggeber und Auftragnehmer) sind von der angewandten Methode voll überzeugt und machen die agile Software­-Entwicklung ganz wesentlich für die hohe Akzeptanz des entstandenen Produktes beim Kunden verantwortlich. Die große Anzahl an Installationen beim Kunden ist der beste Beweis für ein richtungsweisendes und äußerst erfolgreiches Projekt. K5 stellt das mit Abstand erfolgreichste Softwareprojekt der letzten Jahre im Bereich der Kommunen dar.

 

 


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