03.04.2020 15:00 Alter: 4 yrs

LKH Feldkirch und PROGRAMMIERFABRIK als Pioniere bei Corona-Dokumentation

Automatisierung rettet Testlabors kostbare Zeit


Prim. Univ.-Prof. Dr. Felix Offner (Copyright: Jens Ellenson, LKH Feldkirch)

An einem Sonntag, dem 15. März 2020, wendet sich das Institut für Pathologie und Mikrobiologie am Landeskrankenhaus (LKH) Feldkirch mit einer dringen­den Bitte an das Team der PROGRAMMIERFABRIK: Aufgrund der ständig stei­genden Fallzahlen an Corona-Infektionen sei die manuelle Eingabe der Be­funde in das Epidemiologische Meldesystem (EMS) kaum mehr zu bewältigen. Die Software-Schmiede solle daher alle ihre Kräfte bündeln, um rasch eine automatisierte Meldung direkt aus ihrem Pathologie-Programm Xanthos zu er­möglichen. Ge­nau das machte das Team um Xanthos-Entwicklungsleiter und Hagenberg-Absolvent Achim Mühlberger auf der Stelle. Bereits drei Tage spä­ter, am Mittwoch, den 18. März, läuft der erste Corona-Befund über das neu geschaf­fene Xanthos-Interface automatisch an die zuständige EMS-Behörde. „Das rettet wertvolle Zeitressourcen, die wir dringend in der Diagnostik brau­chen“, resümiert Institutsvorstand Prim. Univ.-Prof. Dr. Felix Offner.

Mitte März war im LKH Feldkirch die Probenanzahl binnen kürzester Zeit explo­diert. Die manuelle Eingabe der positiven Corona-Fälle in das EMS drohte die Ka­pazitäten des Instituts für Pathologie und Mikrobiologie jeden Moment zu über­fordern. „Um anzeigepflichtige Krankheiten wie Cholera, Hepatitis oder SARS-CoV-2 (Corona) zu melden, muss man sich durch mehrere Eingabemasken klicken. Das nimmt jedes Mal ein paar Minuten in Anspruch und kostet Zeit, die uns für die Diagnostik fehlt“, er­klärt Dr. Richard Stockinger, der leitende Oberarzt für Infektionsserologie am Insti­tut für Pathologie und Mikrobiologie des LKH Feldkirch. „Diese Zeit hat uns die PROGRAMMIERFABRIK zurückgewonnen!“ Ein Blick auf die aktuellen Zahlen unter­streicht, wie entscheidend der Automatisierungsschritt der PROGRAMMIERFABRIK war. Anfang April ist das 70-köpfige Team rund um Prim. Felix Offner und OA Richard Stockinger mit einer Verdoppelung der Proben in der molekularen Erreger­diagnostik konfrontiert.

„Geschwindigkeit hat beeindruckt“ 
Mit 02. April steht das LKH Feldkirch bei fast 4.300 SARS-CoV-2-Tests. Bei knapp 700 Proben wurde das Virus nachgewiesen. „Bezogen auf die Bevölkerungszahl Vorarlbergs liegen wir damit bereits deutlich über der vielzitierten Testdichte Süd­koreas“, betont Felix Offner. Weil doppelt hilft, wer schnell hilft, ist in Feldkirch die Zufriedenheit mit dem langjährigen Partner PROGRAMMIERFABRIK naturgemäß groß. „Die Geschwindigkeit und Professionalität, mit der die PROGRAMMIERFABRIK unser Anliegen völlig komplikationsfrei umgesetzt hat, war beeindruckend“, zieht OA Stockinger Zwischenbilanz. Die Digitalisierung im Ge­sundheits- und Laborbereich ist seiner Meinung nach dadurch so richtig ange­stoßen. Das werde eine zusätzliche Verbesserung der Qualitätsstandards bringen. Dass die PROGRAMMIERFABRIK da­für schon wichtige Vorarbeiten geleistet hat, habe bei der raschen Umsetzung des EMS-Projektes geholfen, glaubt PROGRAMMIERFABRIK-Gründer und –Geschäftsführer Wilfried Seyruck. „Die Auto­matisierung von Dokumentationsprozes­sen aus der Histologie, Mikrobiologie, Mole­kularpathologie, Serologie oder Hygiene in unserem Programm Xanthos war ohnedies als nächster Entwicklungsschritt vor­gesehen und entsprechend vorbe­reitet.“

Geballte Hagenberg-Kompetenz 
Dass sich die Realisierung dennoch so schnell – und vor allem ohne jegliche Kom­plikationen im Echtbetrieb – vorantreiben ließ, ist einem 12-köpfigen Entwick­ler­team mit viel FH Hagenberg-Kompetenz zu verdanken. Teamleader Achim Mühlberger ist einer der ersten Absolventen des Studiengangs Software Enginee­ring und wurde noch von den Legenden Bruno Buchberger und Witold Jacak unter­richtet. "Schon in meinem ersten Berufspraktikum hatte ich das Glück, große Teile des Codes der ersten Client-Server-Version des Pathologie-Programms PAS V2 – dem Vorläufer von Xanthos – schreiben zu dürfen“, erinnert sich Mühlberger. Mitt­lerweile ist die dritte Version ausgerollt und Mühlberger Leiter des 12-köpfigen Xanthos-Entwicklerteams. Das besteht zur Hälfte aus Hagenberg-AbsolventInnen: Fünf davon sind Damen. Eine hat wie Mühlberger selbst den Studiengang Software Engineering abgeschlossen, jeweils eine Medientechnik und -design sowie Hard­ware-Software-Design. Zwei weitere haben den Studiengang Medizin- und Bio­informatik absolviert. Trotz dieser breit gefächerten Kompetenz habe es seinem Team einiges abverlangt, unter enormem Zeitdruck ein Interface für das äußerst umfangreiche und komplexe digitale ELGA-Format Clinical Document Architecture (CDA) zu bauen. „Unsere Lö­sung musste in dieser beispiellosen Ausnahmesituation ja von Anfang an auch kom­plett störungsfrei laufen“, beschreibt Mühlberger den enormen Druck.